arrow_upward

Entdecke Geschichte

75 Jahre Kriegsende

1945 - 2020

Im April 1945 endete für Berlin-Marienfelde der Zweite Weltkrieg
Informationen und Dokumente

Marienfelde im Zweiten Weltkrieg

Der nicht sehr stark besiedelte Vorort Berlin-Marienfelde war ab 1942 oft das Ziel alliierter Bomber. Es galt, die ortsansässigen Firmen, besonders die, die für die Rüstung produzierten, zu vernichten.
Flächendeckende "Bombenteppiche" zerstörten aber auch die benachbarten Wohngebiete.

Am Beispiel des Kolonialwarenladens von Familie Angier sind Zerstörungen deutlich sichtbar.

Kolonialwarenladenclose

Familie Angier betrieb im kleinen Anbau ihres Wohnhauses diesen Laden seit Anfag der1930er Jahren. Bei einem der ersten Bombenangriffe 1942 auf Marienfelde wurde das Dach und der Anbau stark beschädigt. Die erheblichen Schäden wurden schnell repariert, damit die Bevölkerung weiterhin mit Lebensmitteln versorgt werden konnte. Aber schon ein Jahr später, 1944, zerstörte ein Volltreffer das Haus komplett.

1940

Kolonialwarenladen in der Ahrensdorfer Straße 12

Kolonialwarenladenclose

1940

Kolonialwarenladen von Selma Angier - Eintrag im Berliner Adressbuch

gtp.de

1942

Erste Zerstörungen nach einem alliierten Luftangriff

gtp.de

1942

zerstörter Verkaufsraum nach einem ersten Bombentreffer

gtp.de

1942

hier wohnt und arbeitet niemand mehr

gtp.de

1944

Nach einem Volltreffer ist das Haus nur noch eine Ruine. Nach dem Krieg wurde es wieder aufgebaut.

Begeisterung

Mit allumfassender Propaganda wurden die Deutschen auf das "Dritte Reich" eingestimmt. Günstige Siedlungshäuser am Stadtrand, die Olympischen Spiele 1936 in Berlin mit internationaler Beteiligung, Vollbeschäftigung, Jugendorganisationen, ...

Bei vielen Leuten war zu Beginn des Naziregimes eine gewisse Begeisterung zu verspüren nach Jahren der Not und Verzweiflung.

gtp.de

1934

In der Stadtrandsiedlung werden günstige Einfamilienhäuser gebaut.

gtp.de

1934

Bürger auf einem der vielen Umzüge - im Hintergrund die beflaggten Wohnhäuser der Reichsbahnbediensteten.

gtp.de

1935

Zur Einstimmung auf den Krieg wird vor dem Europahaus eine originalgroße Raketenattrappe aufgestellt.

gtp.de

1935

Mädchen der Marienfelder Mittelschule kehren von einer Klassenfahrt zurück nach Marienfelde

gtp.de

1935

Richtfest in der Stadtrandsiedlung

gtp.de

1936

Der Fackelläufer mit der Olympischen Flamme läuft in Marienfelde an begeisterten Leuten vorbei - im Hintergrund das "Familienrestaurant zum nassen Dreieck".

gtp.de

1941

Gemeinsame Begrüßung beim Frauen-Sportfest der Daimler-Beschäftigten auf dem Sportplatz an der Dorfstraße

gtp.de

1942

Festlich geschmücktes Empfangsgebäude des Bahnhofs Marienfelde

1940 - Luftschutz

Schnell zeigte sich der Krieg in voller Härte.

Schutzmaßnahmen wurden umgesetzt.

Seit 1942 gab es auch in Berlin vermehrt Luftangriffe der Alliierten.

In Kellern von Wohngebäuden mussten Schutzräume eingerichtet werden.

gtp.de

1940

Luftschutzwarte in der Stadtrandsiedlung

gtp.de

1944

Kiepertstraße 18 mit der Bäckerei Schulz nach einem Luftangriff

gtp.de

1944

Wilhelm Abraham als Luftschutzwart mit Sohn Klaus

gtp.de

1944

zusätzlich aufgestellte "Feuerschutzpolizei" beim Appell

gtp.de

1944/2010

Kellerraum im Welterpfad 71. An der Wand ist der Durchbruch zum Nachbarhaus Welterpfad 69 A zu erkennen.

gtp.de

1944/2010

Dort befand sich der Luftschutzraum. Die Beschriftung über dem Durchbruch wurde mittels Schablone angebracht.

gtp.de

1944/2010

Herr Freimann entdeckte diesen Schriftzug, als er 2010 in das Haus Welterpfad 71 einzog. Er achtete darauf, dass der Schriftzug bei Malerarbeiten nicht überpinselt wurde.

1940 - FLAK-Stellungen

Die Deutsche Wehrmacht stationierte am Diedersdorfer Weg eine gut ausgerüstete Flugabwehrartillerie.

Im Süden von Marienfelde wurden mehrere große Flakstellungen gebaut. Hier mussten oft Jugendliche eingesetzt werden.

Mehrmals sind angeschossene Flugzeuge im Bereich von Berlin-Marienfelde niedergegangen. Militär und freiwillige Helfer waren sogleich zur Stelle. Innerhalb von 12 Stunden war meist alles abgeräumt. Die Bevölkerung wurde zu diesem Zeitpunkt von der Absturzstelle ferngehalten; es gab somit kaum Zeugen. 

gtp.de
gtp.de

1940

Luftwaffenhelfer (Hitlerjungen) auf dem heutigen Sportplatzes (Alt-Marienfelde) am Flakgeschütz beim anfänglichen Üben

gtp.de

1940

schwedische vollautomatische 4-cm-Flak Bofors 28 mit 9000 m Reichweite

gtp.de

1940

Luftwaffenhelfer warten auf ihren Einsatz

Lager und Bunker

Rüstungsbetriebe in Marienfelde

Im kleinen Marienfelde siedelten sich mehrere bedeutende Rüstungsbetriebe an. Sie produzierten für die Deutsche Wehrmacht. Tausende Zwangsarbeiter arbeiteten in den Betrieben und wohnten in eigens dafür errichteten Lagern.

Für die Bevölkerung, besonders für die Einwohner der Stadtrandsiedlung, wurden mehrere Bunker gebaut.  

gtp.de

Zwangsarbeiter - Kriegsgefangene

Südlich von Marienfelde gab es Lager für russische und französische Kriegsgefangene und holländische Zwangsarbeiter. Das große "Daimler-Lager" befand sich neben der Säntisstraße.

gtp.de

Bunker

Für die Bewohner der Stadtrandsiedlungen gab es mehrere Flachbunker

gtp.de

Flaklager

Südlich des Gutshofes befand sich die FLAK-Siedlung mit Unterkünften. In der Nähe war eine große FLAK-Stellung errichtet worden.

Gedenksteinclose

Denkmal für 33 ausländische Bombenopfer

Flugzeugabsturz 1940

Am 14.11.1940 stürzte ein alliierter Bomber auf das Daimler-Gemeinschaftslager Säntisstraße ab. Zahlreiche Personen kamen dabei zu Tode.

Blindgänger

Noch heute (2020) lesen wir oft von Blindgängern aus dem Zweiten Weltkrieg, die entschärft oder gesprengt werden müssen.
Dieser hier abgebildete Bombenfund war es einigen Militärs wert, mit ihm abgebildet zu werden.
Meist mussten Kriegsgefangene bei vollem Risiko solche Blindgänger ausgraben. Eine 1.000 kg-Bombe war jedoch sehr selten.

gtp.de

1941

Blindgänger in der Emilien- Ecke Beyrodtstraße, Feuerwerker der Wehrmacht und OT-Männer

gtp.de

1941

Polizeioffiziere und der Feuerwerker posieren für die Presse.

gtp.de

1941

Die 1.000 kg-Bombe vom ersten Luftangriff auf Marienfelde ; aufgenommen am 10.04.1941

1943 - Luftangriff

Sirenenalann in der Nacht vom 23. zum 24. August 1943 (Amerikanischer Flugzeugangriff). Radiomeldung: „Viele Flugzeuge im Anflug auf Berlin".
Werden sie kommen oder fliegen sie eine andere Stadt an. Egal: Kinder wecken, anziehen, Fenster und Türen öffnen, Koffer, Wolldecken und Papiere greifen, die nicht wachwerdenden Kinder tragen.
14 Personen befinden sich in unserem Keller (Berlin - Marienfelde, Ahrensdorfer Straße 54, jetzt Pfabener Weg 8), Raumhöhe: 190 cm, Fläche: 400 x 450 cm, Bestückung: Stühle, eine Liege, Wolldecken, Picke, Schippen, Einreißhaken, Verbandskasten, Gasmasken, Trinkwasser, Löschsand, Kerzen, Streichhölzer, Wasserspritze, wassergefüllter Eimer mit Lappen zum Feuer ausschlagen. Kinderspielzeug und andere Dinge lagen immer bereit.
Das Kellerfenster ist von außen dick zugepackt. Mein Vater, (51), er hatte durch Zufall keinen Dienst im Siemenswerk Berlin- Marienfelde, und ich (12) stehen draußen, um zu beobachten, wo die Maschinen hinfliegen. Das Brummen der anfliegenden Maschinen wurde immer lauter. Die Scheinwerfer der Wehrmacht suchten den Himmel ab. Die Berlin-Marienfelder Flugabwehrgeschütze schossen bereits.
Plötzlich wurde es taghell. Ohne, dass wir es bemerkten, waren schon ein oder zwei Flugzeuge durchgeflogen. Diese hatten Leucht- und Markierungsbomben, die an Fallschirmen hingen, abgesetzt. Man nannte sie "Christbäume", und sie sahen auch so aus, weil viele kleine Leuchtkugeln sich nacheinander entzündeten. Jeweils vier Christbäume wurden gesetzt. Diese Piloten müssen Landkarten lesen und ebenso den Wind berechnen können. Also zielgenau die Christbäume absetzen, sodass die unmittelbar nachfolgenden Bombenflugzeuge ihre Last in das zu sehende Viereck abwerfen.

Nun sehen wir es, diesmal sind „wir" dran. Es pfeift und summt schon mächtig um uns herum, denn die Splitter der Flak kommen runter. Mutti schimpfte „kommt sofort rein", denn sie hat schon vernommen, das die ersten Splitter an unsere Hauswand schlugen. Zwei von vielen Flugzeugen sehe ich gerade noch im Scheinwerferlicht, dann sagt Vater .jetzt weg". Wir schaffen gerade noch die 10 m bis in den Luftschutzraum und schon krachte es.
Die Flugzeuge fliegen in mehreren Wellen über uns hinweg und alle öffneten hier ihre Luken. Ein eigenartiges Gefühl ist es, wenn man lebt. Wenn man hört, dass die Bombe etwas weiter und die nächste schon näher heran explodiert. Trifft uns jetzt die folgende? Nein, der Krach kommt von der anderen Seite, vorbei, aufatmen. Nein noch nicht, schon wieder geht es los. Jetzt erfolgen viele Explosionen mit einem Mal. Die Erde bebt, das Haus wackelt und wird hochgehoben, die Kinder schreien, die Erwachsenen beten, wir liegen auf dem Erdboden, wer noch nicht liegt wird vom Luftdruck umgeworfen. Ich registrierte: Dies war eine schwere Bombe und die andere war eine Luftmine, denn meine Lunge wollte platzen. Einer rief: „Mund aufhalten" (Druckausgleich). Dies war ein Bombenteppich (so sagt man, wenn flächendeckend Bomben vom Himmel fallen). Im Keller ist eine Staubwolke. Aber das Haus steht. Der Kellereingang ist nicht mit Schutt versperrt. Immer noch einzelne Einschläge, jetzt knallen die Zeitzünder der Stabbrandbomben, zwischendurch explodiert ein Blindgänger .. Trotzdem rennen Vati und Mutti raus. Sogleich riefen sie: „Es brennt überall" .. Nun rennen auch die Nachbarfrauen zu ihren Häusern, (Männer gibt es hier nicht, die waren alle im Kriegs- und Hilfseinsatz). Bei uns im Wohnhaus brennt an einer Stelle der Dachboden. Die Sechskantstabbrandbombe steckt in einem Dachbalken. Vati löscht diese und den Fußboden drum herum. Eine zweite Brandbombe liegt in der Ecke, diese ist nicht explodiert, aber verbogen (Querschläger). Vati nahm die Bombe und warf diese zum Fenster raus, das Glas war sowieso schon zersplittert. Erst später erfuhr ich, dass dies nicht gefährlich war, denn diese hatte am Eisenkopf nur eine rote Ringmarkierung. Bomben mit zwei roten Ringen explodieren erst etwas später. Und wer geht da gerne ran?

Die Sirene auf unserem Haus gibt kein Entwarnungszeichen. Stromausfall, die Oberleitung ist in dieser Straße zerrissen. Trotzdem! · Die Oma nimmt die Kinder und verlässt nun auch den Keller. Die Luft draußen stinkt nach Phosphor und Qualm, einige Häuser brennen. Mindestens 100 Ziegel von unserem Dach liegen im Garten. Einige sind bis zu 30 m weit geflogen. Viele Scheiben sind zersplittert, obwohl wir die Fenster geöffnet hatten. Drei der fünf Fenster zur Straße hin liegen herausgerissen irgendwo. Briefkasten ist entzwei, Gartentür verbogen. Nicht zu retten waren unsere Kaninchen mit dem Stall, er brannte ab. Die noch unreifen Äpfel wurden durch die Druckwellen der Bomben von den Bäumen gefegt.
Eine aufgeplatzte Phosphorbombe brennt direkt neben unserem Brunnen, hat diesen aber nicht beschädigt: „Lass sie brennen“ sagte Vati. Zwei Johannisbeersträucher wurden getroffen und versengten. Ein Splitter traf die Gummibereifung von Vaters Fahrrad. Vati und ich rannten nun zu den anderen Häusern.
Wie geht es, ist jemand verletzt? Nein. Schnell rennen wir weiter, nehmen gleich zwei Eimer gefüllt mit Wasser und die dazugehörenden Wassergeräte mit, denn dort brennt ein Haus. Viele Bürger sind schon da und helfen beim Löschen oder Möbel raustragen. Die Feuerwehr hat anderenorts zu tun. Vielleicht kam sie auch nicht durch, weil irgendwo das Straßenland durch eine Bombe aufgerissen war. Zwei Anlieger überlebten diesen Bombenangriff nicht. „Jetzt gehen wir erst mal schlafen" sagt Mutti. Sie hatte einen Raum von Schutt und Glas befreit und die Betten entstaubt. Das rausgedrückte Fenster stand quer im Zimmer. Eine Wolldecke hatte sie an eine Dachlatte angenagelt und dies alles in die Fensteröffnung eingeklemmt. Nur kurz war der Schlaf. Vati ging früh zur Firma und bat um einen freien Tag zum Aufräumen.
Ich ging nicht in die Schule.

Die Holzlaube vom Nachbarn Lehmann, Ahrensdorfer Straße 55 war nicht zu retten, sie brannte ab. Einige Wände und das Dach von einer anderen Baracke bekam er erst 1946. Geliefert wurden die Wandseiten. Aufstellen und dazu die Arbeitskräfte besorgen waren sein Problem. Wo gab es noch gesunde, nicht verletzte, nicht geschädigte Männer? Also mussten Frauen, und Kinder diese schwere Arbeit bewältigen. Bei diesem Feuer ist auch Lehmanns Nussbaum verbrannt. Am nächsten Tag fingen wir an, die Gärten abzusuchen. Wo Erdaufwürfe sind, war auch die Erde schwarz. Die Brandbombenteile legen wir an den Gartenzaun für die nächste Schrotteinsammlung. Vermuten wir eine nichtgezündete Brandbombe, dann zeichneten wir die Stelle mit Stock und weißer Fahne (die Polizei wird morgen benachrichtigt). Im Nachbargrundstück, Kronstadter Weg 26, nur 90 m von unserem Haus entfernt, fand die Nachbarin erst zwei Tage später versteckt unter Büschen und Pflanzen einen nicht sehr großen Erdaufwurf. Als die Polizei kam, entschärfte sie sogleich die darunter liegende 5 Zentner Bombe. Wenn diese gezündet hätte, wären zwei Siedlungshäuser nur noch Schutt. Einige Metallfunde konnten wir nicht wegtragen oder wir trauten uns nicht ran, auch hier erfolgte lediglich eine Meldung.

Erinerungen von Horst Giese, Marienfelde

Strategic Targets Attacked

6. August 1944: Typ und Ort des Ziels:
Berlin-Marienfelde (Fabrik für Fluzeugmotoren)

82 Bomber der RAF flogen Luftangriffe mit sehr guten Ergebnissen. Die Bomben fielen direkt auf die drei Angriffsziele: Daimler-Benz A.G., Fritz Werner A.G. und Siemens & Halske A.G." 

Quelle: Geheimbericht der Royal Air Force

gtp.de

Daimler-Benz-AG

Bei Daimler-Benz in Mrienfelde wurden gepanzerte Fahrzeuge und Fahrzeug- und Flugzeugmotoren gebaut.

gtp.de

Secret

Protokoll geflogener Luftangriffe und deren Resultate

gtp.de

Fritz-Werner-Werk

Das Fritz-Werner-Werk war Spezialist für elektrische Bauteile.

1940

Rüstungsproduktion bei Daimler: leichte Panzer

1940

Rüstungsproduktion bei Daimler: Flugzeugmotor

1940

Rüstungsproduktion bei Daimler: U-Bootsmotor

1945 - Der Flugzeugabsturz

1945 - Der Flugzeugabsturz in einer Nacht vom Sonnabend zum Sonntag.

Die Sirene auf unserm Haus Berlin-Marienfelde, Ahrensdorfer Str. 54 (jetzt Pfabener Weg 8) heulte im Intervall (Alarm). Dies könnte in der Nacht vom Samstag 24. Februar zum Sonntag, 25. Februar 1945 gewesen sein. Das genaue Datum ist nicht mehr feststellbar. Wer merkt sich schon ein Datum, wenn am eigenen Anwesen nichts entzwei gegangen ist und keiner getötet wurde. An die Sirenenklänge haben wir uns sowieso schon gewöhnt. Trotzdem: Immer wieder spürte jeder die Angst und man stellte sich die Frage: „Was geschieht heute?“. Wie üblich kamen die Nachbarn und Mieter mit Koffer, Papieren und Decken zu uns in den Luftschutzraum. Der Bombenabwurf erfolgte im Stadtgebiet von Berlin. Viele Flugzeuge waren am Himmel und die Flakabwehr war im vollen Einsatz. Bereits 25 Minuten nach dem Sirenengeheul hörten wir Töne, die uns völlig fremd waren. Ein tiefes Brummen, welches immer lauter wurde. In sekundenschnelle war der Krach so laut, dass der Warnzuruf von einem Bürger „Hinschmeißen!“ kaum vernehmbar war.

Instinktiv tat dies sowieso schon Jeder. Unser Haus (Keller, Parterrewohnung, 1. Etagenwolmung, Boden) war stabil gebaut - bis 40 cm Wandstärke - . Unabhängig davon erzitterte das Haus, wir hatten den Eindruck, die Wände schwingen ein Zentimeter hin und her. Der Krach hatte noch nicht seinen Höhepunkt erreicht, als ein Aufheulen stattfand. Jetzt wussten wir es, ein Flugzeug kormnt vom Himmel. Danach wurde es ganz plötzlich still, wir hörten in der Feme ein Krachen. Schweißgebadet erhoben wir uns. Einer rannte aus dem Keller und da keine Bomben in unserm Bereich fielen, folgten alle. Sofort fiel uns der helle Lichtschein am Ende der Ahrensdorfer Straße in der Mark Brandenburg auf und es krachte und knatterte laufend. Nach der Entwarnung für diesen Luftangriff fassten wir das Erlebte zusammen und sprachen mit anderen Nachbarn. Ein viermotoriger Lancaster-Bomber wurde über Berlin angeschossen. An Bord waren 8 Soldaten. Der 7. verließ ebenso per Fallschirm über Berlin - Mariendorf das Flugzeug. Nur der Pilot war noch in der Maschine. Warum sprang er nicht? War er verletzt? War er eingeklemmt? Es scheint so, dass er eine Bauchlandung vornehmen wollte. Alle Scheinwerfer hatte er an und vielleicht sah er überall Felder. Die von Feldern umgebene Stadtrandsiedlung mit den fünf Häusern der Ahrensdorfer Straße (Postsiedlung) tauchte plötzlich vor ihm auf. Riss er die Maschine nochmals hoch, wodurch das Aufheulen entstand? Oder erfolgte ein Bremsvorgang (Umkehrschub)? Die Maschine brannte sofort als sie aufsetzte. Der Pilot konnte die Kanzel nicht mehr verlassen. Gleich nach dem Niedergang der Maschine waren Soldaten von der nahen Flakstellung am Diedersdorfer Weg eingetroffen. Erst nach dem Krieg erfuhr ich, dass einige sehr Hitler-treue Bürger aus der Stadtrandsiedlung I sich mit Stöcken und Forken auf den Weg gemacht hatten, um die noch lebende Besatzung zu töten. Diese Bürger wurden aber von den Soldaten abgedrängt und festgenommen. Auch wir als Schaulustige durften nicht ran, sahen nur, dass die Wrackteile auf den Rieselfeldern, Nähe der Birnenallee, ca. 120 m von der Stadtgrenze Berlin-Marienfelde entfernt, lagen. Als wir am Folgetag hinschauten, war nichts mehr von einem Flugzeug zu sehen. Soldaten und Helfer hatten alle Teile abgefahren. Da ich selbst für diese Straßenchronik glaubwürdige, nachweisbare Unterlagen über den Flugzeugabsturz u.a. suchte, wandte ich mich an die Royal Air Force, Berlin- Gatow. Über Jahre durfte ich mit denen mir zugeteilten Soldaten und dem Leiter der Abteilung die Luftbildaufnahmen der Aufklärungsflugzeuge durchforsten. Doch die Absturzstelle war aus 3-4000 Metern Höhe nicht zu ermitteln, auch nicht das Datum. Innerlich bedankten wir uns - die wir im Keller saßen - für die Handlung des Piloten, die Maschine hochzuziehen, denn sonst wären auch wir nicht mehr am Leben.

Erinerungen von Horst Giese, Marienfelde

Über Berlin abgeschossen
Von 12 englischen Flugzeugen, denen es in der Nacht zu Freitag gelang, die Reichshauptstadt zu überfliegen, wurden 3 Maschinen von unserer Flak abgeschossen: Hier die Reste eines der abgeschossenen Flugzeuge, das bei der unfreiwilligen Landung in Atome zerrissen wurde.

Quelle: Polizeibericht vom 15.11.1940

Das Flugzeug stürzte in das Fremdarbeiterlager in der Daimlerstraße, wo es viele Verletzte und Tote gab. Die Todesopfer wurden in einem Sondergrab auf dem evangelischen Gemeindefriedhof beigesetzt.

gtp.de

3 englische Flugzeuge Über Berlin abgeschossen
In der Nacht zum 15.11.1940 wurden 3 Flugzeuge über der Reichshauptstadt abgeschossen.
Männer des Sicherheits- und Hilfsdienstes beim Beseitigen der Trümmer eines über Marienfelde abgeschossenen englischen Bombers.

Quelle: Polizeibericht vom 15.11.1940

gtp.de

1945 - Panzergrabenbau

1945 - Der Panzer- und Schützengrabenbau

1945 - Der Panzergrabenbau Eine Luftbildaufnahme der Royal Air Force aus 4000 m Höhe vom 24.3.1945 zeigt den Bau des Panzergrabens in Berlin-Marienfelde. Dieser Graben sollte rund um Berlin entstehen. Er sollte den Panzereinmarsch der Russen verhindern. In unserem Bereich verlief er von Berlin-Lichtenrade kommend nördlich der Stadtrandsiedlung bis zur Berliner Straße (jetzt B 101). Dort wurden rechts und links der Berliner Straße zwei mit Schutt gefüllte Eisenbahnwaggons auf Schienen mit Gefälle als Sperranlage erstellt. Der Graben von der Berliner Straße verlief sodann weiter, quer über das Ackerland vom Landwirt Gericke und kam 10 Meter vor dem Grundstück Ahrensdorfer Straße 61 (jetzt Pfabener Weg 22) an. Er überquerte die Ahrensdorfer Straße. Eine Holzbohlenbrücke wurde errichtet. Gegenüber der Postsiedlungsgrundstücke befand sich das Gelände der Baumschule Hampel. Hier wurden Zäune und Bäume entfernt. 30 Meter Abstand vom Graben wurden als freie Sichtfläche hergerichtet. Der gesamte Aushub wurde auf das Ackerland der Baumschule und der Landwirte verteilt. So ein Panzergraben hatte die Maße 5 Meter Tiefe, oben 7 Meter Breite, unten 3 Meter Breite. Dieser Graben verlief nördlich der Ahrensdorfer Straße der Postsiedlungsgrundstücke bis zur Berliner Stadtgrenze. Er fand Anschluss in der Mark Brandenburg an den Birnenbaumgraben, der zur B 101 führte.

Auch am Ende der Ahrensdorfer Straße, Nummer 37, (jetzt Waldsassener Straße 81) befand sich eine Holzhohlenbrücke. Die Landwirte mussten zur Feldbestellung nördlich des Grabens auf dem ehemaligen Ackerland zu ihren Feldern fahren, (somit ca. 30 Meter Ackerlandverlust). Wir Anlieger - südlich des Grabens - benutzten das eigentliche Straßenland der Ahrensdorfer Straße. Die Brücken waren für schwere Transportfahrzeuge nicht geeignet. Nördlich des Panzergrabens wurden Schützengräben, die im Zick-Zack verliefen, ausgehoben. Von hier aus sollten die Panzer mit der Panzerfaust unschädlich gemacht werden. Jeden Morgen kamen 100 oder mehr Menschen aus der Stadt, die per Handarbeit (Spaten und Picke) den Graben herrichteten. Maschinenbetriebene Geräte standen nicht zur Verfügung. Nicht selten waren die Stiele der Spaten und Picken entzwei. Weil einige nicht arbeiten wollten, zertraten sie die Stiele oder verbuddelten das Gerät. Sogar wir Berlin-Marienfelder Schulkinder im Alter von 13 Jahren wurden beim Eintreffen in der Schule mit Schippen ausgerüstet und mussten täglich bis zu 6 Stunden bei der Herstellung des Panzergrabens mithelfen. Für mich war dieser Graben interessant. Regelmäßig lief ich den Graben von der Berliner Straße bis hin zur Mark Brandenburg ab. Schließlich war ich das einzige hier wohnende Kind (13 Jahre) in der Postsiedlung. Meine Aufgabe bestand darin, reingefallene Igel aus der Tiefe zu retten. Hasen, Kaninchen und Rehe von der Berliner Straße in Richtung der Mark Brandenburg zu treiben, wo am Graben der Birnenbaumallee ein Herausspringen möglich war. Das Laufen im Panzergraben war alsbald nicht mehr möglich. Das Regenwasser und das Schichtenwasser aus dem Röhrensystem, das der Alte Fritz verlegen ließ, füllten den Graben. Die Igel ertranken, Fische waren plötzlich da. An einigen Stellen hatte ich mir kleine Stufen eingebaut. Für mich waren die unterschiedlichen Erdschichten und Steine immer interessant. Als dann am 22.4.1945 die Russen kamen, wurden kurz vorher unsere Holzbohlenbrücken eingerissen. Die Eisenbahnwaggonsperre blieb offen. Der dafür zuständige Soldat lag erschossen daneben. +++ Der II. Weltkrieg hat dazu beigetragen, dass viele Luftbildaufnahmen von den Engländern entstanden. Nach dem Krieg erfolgten im Auftrag unserer Stadtverwaltung weitere Luftbildaufnahmen. So kann man diese Gegend ab 1928 in der Veränderung allgemeiner Art erblicken. Die Luftbildaufnahmen dieser Gegend sind im Giese - Chronikraum zu sehen.

Erinerungen von Horst Giese, Marienfelde

gtp.de

1945

Für die Kämpfe um Berlin wurden Schützen- und im Zickzack ausgehoben. Das Foto wurde 1945 in der Ahrensdorfer Straße aufgenommen.

1945

Aufruf zur Arbeit am Panzergraben

gtp.de

1945

Breite Panzergräben wurden gemeinsam mit Einwohnern ausgehoben.

April 1945

Über die Kampfhandlungen in Marienfelde

Nach Berichten erfolgte der Einmarsch der Roten Armee am 22. April 1945 in Marienfelde z.B. über den Diedersdorfer Weg. Der Panzergraben, der die Stadtrandsiedlungen außerhalb des Verdeidigungsringes ließ, war als Hindernis bedeutungslos. Das gleiche gilt für die in der Marienfelder Allee beim Gutsarbeiterhaus angelegte Sperre. Während die Sowjets mit schweren Geschützen stadteinwärts schossen, lagen die Stadtrandsiedlungen im Zielgebiet der Deutschen, die sich hinter den Teltowkanal zurückgezogen hatten. Auf Anweisung der Sowjets mußten die Zivilisten ihre bei den Stadtrandsiedlungen gelegenen Bunker verlassen und zogen mit dem nötigsten Gut in die Wälder und Dörfer südlich von Berlin, z.b. nach Gräben. Nach einigen Tagen kehrten sie zurück. 

1945 - Russische Besatzung

1945 - Beginn der russischen Besatzung

Der Eimnarsch der Russen in Berlin-Marienfelde erfolgte am Sonntag, den 22.4.1945, nachmittags. Am Bahnhof Buckower Chaussee hatten die Russen das Salvengeschütz „Katjuscha", eine sogenannte Stalinorgel, auf Schienen installiert.
Von dort wurde die Berliner Innenstadt beschossen.
Die russische Kommandantur wurde in der schönen Villa Petsch, Dorfstraße, jetzt Alt-Marienfelde 25, eingerichtet. Diese war auch für uns zuständig. Am davor liegenden Schmiedeteich befand sich der Russenfriedhof.

Erinnerungen von Horst Giese, Marienfelde

gtp.de

1945

Sofort nach der Einnahme Berlins begannen die Sowjets mit der Demontage von Industrieanlagen.

gtp.de

1945/2000

In dieser Marienfelder Villa in der Straße Alt-Marienfelde 25 war 1945 die russische Kommandantur untergebracht.

20. Mai 1945

Befehl des russischen Stadtkommandanten Bersarin.

1945 - Amerikanischer Sektor

2. Juli 1945 - Die Amerikaner sind da

Die Siegermächte hatten auf der Konferenz von Jalta vereinbart, wer welche Teile von Deutschland erhält. Daraufhin erfolgte unter anderem auch der Auszug der Russen aus Berlin-Marienfelde am 1.7.1945. Am 2.7.1945 schon früh um 7 Uhr stand ein amerikanischer Panzer auf der Straßenkreuzung Dorfstraße/Berliner Straße, jetzt Alt Marienfelde/Marienfelder Allee. Am 4.7.1945 übernahmen die Amerikaner ihren Sektor, dazu gehörte auch Berlin-Marienfelde. Das erste Kontingent der künftigen US-Militärregierung für Deutschland bestand aus nur 50 Offizieren und 140 Mann .. Später waren viele Kasernen mit Menschen und Materialien der Amerikaner gefüllt. Viele Soldaten und einige Gerätschaften haben wir hier über viele Jahre hinweg in unserer Straße gesichtet, denn am Ende der Straße verlief der Grenzkontrollweg.

Erinerungen von Horst Giese, Marienfelde

gtp.de

1945

Rheinmetall-Borsig, Buckower Chaussee: die Gebäude wurden als Reichsbahnausbesserungswerk gebaut
und von Rheinmetall-Borsig für die Produktion von Rüstungsgütern ungebaut.
Dieser Rüstungsbetrieb (Bomben- und V2-Raketenmäntel) wurde von den Sowjets weitgehend demontiert.
Das Foto zeigt einen Personenbunker vor dem Hauptgebäude.

gtp.de

1945

Die US-Armee benutzte das große Verwaltungsgebäude und die riesigen Hallen viele Jahre als Quartiermeister-Hauptdepot.
Die Amerikaner veranlassten auch die Errichtung einer S-Bahnstation für ihre zahlreichen deutschen Bediensteten.
Der lächelnde Mann in Uniform (Kein war kein Soldat, sondern einer von vielen Deutschen, die beim amerikanischen Militär arbeiteteten.) sitzt auf einer Fritz X, die erste mit einer Funkfernsteuerung geführte in Serienproduktion hergestellte Lenkbombe der Welt.

Ausgebombt

Postamt Kaiseralleeclose

Kaiserliches Postamt Marienfelde in der Kaiserallee 32 zu Kaisers Zeiten um 1906.

1943

ausgebombtes Postamt in der Kaiserallee

gtp.de

1943

Bombenschäden am Mosig-Haus in der Beyrodtstraße 63-65, Sicht vom Hof; Post-Wohnungen

gtp.de

1944

zerstörte Häuser in der Beyrodtstraße

1944

Bombenschäden an der Kirche St. Alfons

1944

Bombenschäden an der Kirche St. Alfons

gtp.de

1944

Zerstörungen Landhaus Gätschmannpfad

gtp.de

1944

zerstörte Häuser in der Beyrodtstraße

gtp.de

1950

ausgebrannte Häuser in der Kaiserallee 67 und 67a (Jahreszahl nur geschätzt)

gtp.de

1952

Hanielweg 16/18

1950

Leben in Notunterkünften: Viele Familien, Ausgebombte und Flüchtlinge wurden in ehem. Zwangsarbeiterbaracken untergebracht.

1910 Bahnhof Marienfelde 

Das große Empfangsgebäude mit langem Güterschuppen

gtp.de

1942 Bahnhof Marienfelde 

Das geschmückte Empfangsgebäude kurz vor seiner Zerstörung.

gtp.de

2020 Bahnhof Marienfelde
Vom großen Empfangsgebäude stehen nur noch Kellerreste. Der lange Güterschuppen ist teilweise wieder aufgebaut und als Lagerraum benutzt worden.
Der Bahnhof Marienfelde wird von der S-Bahn angefahren.
Seit 2019 wird an der Strecke der Berlin-Dresdener Bahn wieder gebaut.

gtp.de
Addresse

Am Appelhorst 16 E
12353 Berlin

Kontakte

E-Mail: info@mein-marienfelde.de
Tel: 030 - 605 76 85
Fax: -