Das Gut Marienfelde, Alt-Marienfelde 17/21, wurde um 1830 im südöstlichen Bereich der Dorfaue angelegt. Der Geheime Finanzrat Goetschke aus Berlin hatte zwischen 1811 und 1821 fünf Bauernhöfe und ein Kossätengrundstück aufgekauft und zu einem großen Wirtschaftshof zusammengeschlossen.
Das Gut gelangte 1844 in den Besitz von Adolf und Emilie Kiepert, die in Marienfelde einen modernen Landwirtschaftsbetrieb aufbauten. Das wirtschaftlich erfolgreiche Gut gab vielen Menschen Arbeit und Lohn. Das kleine Dorf Marienfelde erlebte einen wirtschaftlichen Aufschwung. Der Enkel von Adolf Kiepert, Alfred Kiepert, erbte 1892 das Gut. In den folgenden Jahren wurde das Gut heruntergewirtschaftet und war hochverschuldet. So hat 1925 die Stadt Berlin das Gut erworben und bis in die 1970er Jahre als Stadtgut bewirtschaftet.
Vorübergehend waren im Gutshaus Ortsverwaltungen wie z.B. die Säuglingsfürsorge untergebracht. Das Verwaltungsgebäude beherbergte aufgrund von Raummangel mehrere Jahre Klassen der benachbarten 10. Volksschule Marienfelde - spätere Kiepert-Schule.
1977 übernahm das Bundesgesundheitsamt den gesamten Gutshof. Aus dem bundeseigenen Institut für Veterinärmedizin ist 2002 das Bundesinstitut für Risikobewertung hervorgegangen. Das BfR ist eine wissenschaftlich unabhängige Einrichtung im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft. Es berät die Bundesregierung und die Bundesländer zu Fragen der Lebensmittel-, Chemikalien- und Produktsicherheit und betreibt eigene Forschung zu Themen, die in engem Zusammenhang mit seinen Bewertungsaufgaben stehen.
Das klassizistische Herrenhaus setzt sich aus mehreren Gebäudeteilen zusammen. Der Gutsbesitzer Emil von Scheel ließ am Dorfanger 1832 ein einstöckiges, massives Gebäude mit Keller und Satteldach errichten, das den Kern des heutigen Gutshauses darstellt. Der Rittergutsbesitzer Adolf Kiepert ließ das Gebäude unter der Leitung des Potsdamer Maurermeisters Julius Hornitz 1859 so umbauen, wie wir es heute noch vorfinden. Es entstand eine repräsentative Anlage, die den Wohlstand und gesellschaftlichen Anspruch des Gutsherrn zum Ausdruck bringt. An das alte Gutshaus wurde ein zweistöckiger, zum Dorfanger ausgerichteter Anbau mit Flachdach angefügt, der im Erdgeschoss einen großen Saal enthielt, außerdem baute man einen dreigeschossigen Turm.
Der italienische Villenstil entsprach den zeitgenössischen Vorstellungen von einem herrschaftlichen Wohnsitz auf dem Land. Der Haupteingang des Gebäudes befindet sich auf der Hofseite in Form eines überdachten Vorbaus mit Freitreppe.
Das Gutshaus wurde 1982-1984 aufwändig nach Originalunterlagen restauriert.
Im 1889 errichteten Inspektorenhaus sind heute Büros untergebracht. Die Backsteinmauer trägt ein schmiedeeisernes Tor. Die Pfeiler links und rechts der Einfahrt sind mit preußischen Adlern geschmückt.