Die eindrucksvolle Dorfkirche steht inmitten eines weitläufigen denkmalgeschützten Angers. Der mit einer drachenköpfigen Wetterfahne gekrönte Turm ragt weit sichtbar über die Häuser hinweg. Vermutlich gründeten die Tempelritter der Komturei Tempelhof Anfang des 13. Jahrhunderts, vor etwa 800 Jahren das Dorf und ließen den wuchtigen Bau errichten. Nach Auflösung des Ordens 1312 durch Papst Clemens II. ging Marienfelde in den Besitz des Johanniterordens über. Aus dieser Zeit stammt die erste urkundliche Erwähnung von „Merghenvelde“ : Diese Urkunde aus dem Jahr 1344 bezeugt den Verkauf von Zinsrechten in Marienfelde an den Berliner Bürger Ryke durch den Johanniter Komtur Tempelhof. 1435 erwarb Berlin-Cölln die Rechte am Dorf. Nach der Vereinigung der Doppelstadt im Jahr 1709 verwaltete Berlin das Dorf bis 1831. Dann verkaufte der Magistrat von Berlin seine Rechte und Pflichten an den größten Gutsbesitzer. Es entstand ein Rittergut mit Rittergutstitel. 1844 erwarb der junge Adolf Kiepert das Gut und machte aus dem Dorf ein landwirtschaftliches Mustergut. Seine Familiengrabstätte liegt am ehemaligen Südeingang der Kirche. Der die Kirche umgebende Kirchhof wurde 1890 als Begräbnisplatz geschlossen. Bei Renovierungsarbeiten 1992/94 fand man Begräbnisse aus dem 13. Jahrhundert im Turmbereich der Kirche. Architektur Der solide Bau aus querrechteckigem Westturm, Langhaus, Chor und Apsis besteht aus sorgfältig behauenen Quadern. Diese vollständige vierteilige Anlage mit einem Turm in voller Breite des Kirchenschiffes ist im Stadtgebiet Berlins einzig. Reizvoll ist der Farbwechsel der eiszeitlichen Granitfeldsteine von Grau, Blau und Rot. Von außen sind spätromanische Elemente des Baues an den kleinen rundbogigen Steinen zu erkennen, die oberhalb der neuzeitlichen Fensterdurchbrüche liegen sowie an den hoch angesetzten Fenstern im Turm. In spätgotischer Zeit erfolgten die beiden Choranbauten: Im Süden die heutige Sakristei mit gotischem Kreuzrippengewölbe (14. Jh.), im Norden der Anbau aus dem 15. Jh., später als Patronatsloge genutzt. Große Veränderungen erfolgten 1920/1921 durch den ortsansässigen Architekten Bruno Möhring. Er ließ eine Turmvorhalle bauen, durch die der heutige Besucher die Kirche betritt. Frühere Eingänge im Süden und Norden wurden im 19. Jahrhundert und Anfang des 20. Jahrhunderts geschlossen. Auch ließ er die Flachdecke des Schiffes durch eine Segmentbogendecke ersetzen. Ausstattung
Von der alten Einrichtung ist nicht viel bewahrt geblieben. Ein besonders wertvolles Ausstattungsstück ist ein Kelch von 1547, der aus Sicherheitsgründen nicht ausgestellt wird. Von 1629 ist die Taufe, eine Renaissancearbeit aus Kalkstein mit dem roten Adler der Stadt Cölln an der Spree. Im Chor hängt ein Leuchter aus dem 17. Jh., auch flämische Krone genannt, an den Seitenwänden und über dem Eingang sind drei Ölbilder aus dem 17. und 18. Jh. zu sehen. Zwei klassizistische Epitaphe für früh verstorbene Kinder von Adolf Kiepert stehen an der südlichen Chorwand. Im Turmbreich beachte man die Teufelsköpfe sowie die Engel-Stuckarbeit von Georg Roch (1921). Die bunten Glasfenster der Apsis zum Thema Schöpfung sind eine Arbeit von Georg Lippmann aus dem Jahr 1957. Die große neue Orgel von Frobenius & Sönner konnte 1994 eingeweiht werden. Sie erlaubt die Wiedergabe von Musikwerken aller Stilepochen. Heute gehört die Dorfkirche zur Evangelischen Kirchengemeinde Marienfelde. Hier findet – neben dem Gemeindezentrum in der Waldsassener Str. 9 – ein wesentlicher Teil des Gemeindelebens statt, mit Gottesdiensten, Konzerten und Gemeindefesten, wie z.B. dem traditionellen Weihnachtsmarkt. Von Ostern bis Erntedank ist die Kirche sonntags zur Besichtigung von 15 -18 Uhr geöffnet.